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04.03.2015 | Erklärung 2015/56 Erklärung der GLP-Fraktion vom 04.03.2015: Städtisches Pilotprojekt mit gebundenen Tagesschulen
Hurra – die Tagesschule kommt!
Die glp-Fraktion begrüsst das Pilotprojekt Tagesschulen und freut sich, dass die Stadt Zürich mit der Vision «Tagesschule 2025» schweizweit eine Pionierrolle in der Weiterentwicklung der Volksschule übernimmt. In den nächsten zehn Jahren soll sich das heutige vielfältige aber auch komplizierte und unübersichtliche à-discrétion-Gefüge mit den unzähligen Kombinationsmöglichkeiten von Schule, Morgen-, Mittags-, Nachmittags- und Abendbetreuung, Hort, Mittagstisch und so weiter zu einem kompakten System mit einheitlicher Steuerung und Verantwortung weiterentwickeln. Und der irrsinnige Wanderzirkus zwischen den verschiedenen Standorten, den wir den Schulkindern täglich zumuten, hat ein Ende. Am Schluss des Prozesses steht dann die Tagesschule-Light, bei der die Schülerinnen und Schüler an den Tagen mit Nachmittagsunterricht alle gemeinsam in der Schule zu Mittag essen und nach Unterrichtsschluss am Nachmittag an freiwilligen Freizeitaktivitäten innerhalb oder ausserhalb der Schule teilnehmen oder nach Hause gehen. Nach vielen komplizierten und theorielastigen Reformprojekten in der Volksschule lanciert die Stadt Zürich ein bestechend einfaches und bodenständiges System, das für die Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern – und auch die Schule – Vieles vereinfacht und verbessert und sogar noch verbilligt. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Realität der Familien in unserer Stadt tief greifend verändert: Die Vielfalt der Lebensformen hat zugenommen, ebenso die Qualifikationsanforderungen an unsere Kinder und Jugendliche. Zugenommen haben auch die Mobilität der Familien, die Berufstätigkeit der Mütter, das Familienengagement der Väter; Tagesrhythmus und Essensgewohnheiten haben sich ebenfalls stark gewandelt. Für die Grünliberalen ist deshalb klar, dass sich die Volksschule weiter entwickeln und die bekannten ideologischen Trampelpfade verlassen muss: Das System der 1950-er Jahre mit der strikten Trennung von Familie als Erziehungs- sowie Schule als Bildungsinstanz und Betreuung als Beaufsichtigung für die zeitlichen Lücken dazwischen ist überholt. Dass die Familie auch heute der wichtigste Pfeiler des Zusammenlebens ist, die den Kindern und Jugendlichen Geborgenheit und Unterstützung gibt, ist unbestritten. In unserer modernen Gesellschaft aber gehören Unterricht und Betreuung zusammen und unter ein Dach – nämlich unter das Dach der Tagesschule. Kinder und Jugendliche profitieren erwiesenermassen von dieser Schulform. Der einheitliche Tagesablauf sowie beständige/weitgehend gleichbleibende Ansprechpersonen und Gruppenzusammensetzungen wirken sich positiv auf Kinder, Jugendliche und Lehrpersonen aus. Und so erreichen Tagesschülerinnen und Tagesschüler in Untersuchungen regelmässig überdurchschnittliche Werte bei Sozialkompetenz und Leistung, ausserdem erzielen Schülerinnen und Schüler aus weniger privilegiertem Elternhaus in dieser Schulform den besten Lernerfolg. Tagesschulen verbessern auch die Planbarkeit des Familienalltags und minimieren so den Aufwand für Eltern und Schulen. Heute ist es auf den Tag genau zwei Jahre und elf Monate her, dass der Anstoss zum heute vorliegenden Pilotprojekt gegeben wurde – mit der Überweisung an den Stadtrat von zwei Motionen zur Verkürzung der Mittagszeit einerseits und zum Ausbau der Anzahl Tagesschulen andererseits, wenig später kam unsere Motion zur Staffelung der Mittagsverpflegung in städtischen Horten und Mittagstischen dazu. Dass das Schul- und Sportdepartement daraus die Vision «Tagesschule 2025» entwickelt hat und die Stadt Zürich damit zur Pionierin für eine nachhaltige Modernisierung der Volksschule und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Familien übernimmt, ist nicht selbstverständlich. Uns Grünliberale überzeugen sowohl das heute zur Entscheidung vorliegende erste Teilprojekt 2015-2018, wie der weitere skizzierte Weg. Wir stehen voll und ganz hinter dem Ziel der «Tagesschule 2025» – und so werden wir heute, mit der Ausnahme der Projektleitungskosten, wo wir eine bescheidenere Lösung bevorzugen, die städträtliche Vorlage in allen Punkten unterstützen.
Beschlussnummer: 745
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